Der „Mobilfunkempfang“ in Zügen der Deutschen Bahn ist streckenweise dürftig. Diese Erkenntnis sollte mittlerweile unbestritten sein. Und aus diesem Grunde ist es ein positiv, das dieses Thema von höchster Stelle, einem Vorstandsmitglied der Deutschen Bahn AG und wohl mittlerweile wohl emeritierte Professorin für Maschinenbau, also solches klar benannt wird.
Auch hat man eine Lösung parat: Man baut – notfalls – einfach eigene Mobilfunkmasten entlang der Gleise. (Quelle: https://www.wiwo.de/unternehmen/dienstleister/deutsche-bahn-jeschke-will-eigene-mobilfunkmasten-an-den-gleisen/21050310.html). Gänzlich abwegig ist dieser Gedanke nicht. Aber ein Einstieg in den Mobilfunkmarkt, vielleicht im Rahmen eines JointVentures mit der Deutschen Industrie, ist Zukunftsmusik, und wird vor einen großen 5G RollOut nicht dazu führen, das wir in Deutschland endlich zu Ländern wie der Schweiz aufschliessen werden.
Doch warum ist das so ?
Die Lizenzen für den Netzausbau liegen aktuell ausschliesslich bei den 3 großen Mobilfunkbetreibern. Wärend bis 2010 der Ausbau der 3G Netze in Deutschland bei den damaligen 4 Netzbetreibern auf die Ballungsgebiete konzentriert, entwickelte allein Vodafone die Ambition, 3G weiter in der Fläche auszubauen. Bahn- und insbesondere Neubaustrecken mit ihren vielen Tunneln, waren bisher nur mit GSM Versorgt.
Nach der Auktion der LTE Frequenzen aus der digitalen Dividende kam etwas Bewegung in die Sache: Die Telekom von Vodafone rollten LTE in der Fläche aus. Das damals noch eigenständige E+ investierte, in Ermanglung der Möglichkeit LTE auf 800Mhz auszubauen, erstaunlich viel in den UMTS Ausbau, welcher im gemeinsamen Netz von O2 und E+ auf ging. Auch wurde von allen Netzbetreibern – mal mehr, mal weniger -, die Versorgung entlang der Verkehrswege optimiert.
Doch auch dadurch ändert sich nicht viel für den Bahnfahrer. Man könnte sagen: „Klar, die Netzbetreiber haben nur die Autobahnen ausgebaut“. Zum Teil mag das stimmen; doch nur die halbe Wahrheit: Während ein Auto meist eine leicht getönte Frontscheibe hat, sind Scheiben in IC Zügen der 1. Generation teilweise und spätestens bei ICE1 vollständig mit einer metallenen Schicht überzogen. Dazu kommen teilweise schwere Bauweisen der Züge, welcher selbst einen Bergegeräten der Feuerwehren (vgl. Eschede) unmöglich machte.
Dieses führt dazu, das fast alle im Fernverkehr eingesetzten Züge der Deutschen Bahn 99% bis 99,9% der Mobilfunksignale nicht in das Innere des Zuges lassen. Für DOSTO Regionalzüge sowie Triebwagen von Stadler gilt nach meiner Erfahrung und eigenen Messungen ähnliches. Die Talente von Bombardier sind da ein ganzes Stück „Mobilfunkfreundlicher“. Das bedeutet eine Dämpfung um 20 bis 30dBm und in der Praxis „Vollausschlag aussen, Netzsuche drinnen“. Im Zug brauchbares Netz hat man i.d.r. nur, wenn ein direkter Blick auf die versorgenden Mobilfunkstation möglich ist
Freilich ist dieses kein unüberwindbares Problem. Und er Schweiz setzte man frühzeitig auf sogenannte Repeater, die Breitbandig die Signale von Aussen in das Zuginnere und umgekehrt leiteten. Unter optimalen Bedingen war das Netz damit drinnen sogar besser, als würde man neben den Gleisen mit seinen Smartphone stehen. Das hat weniger mit der umgangssprachlichen „Verstärkung“ zu tun, als einfach, weil die Signale von einer optimal positionierten Antenne aufgenommen werden.
Auch in Deutschland wurden frühzeitig und erstmals im ICE1 Mobilfunkverstärker eingesetzt, wenn auch hier Anfangs nur in 2 von insgesamt 12 Mittelwagen – für GSM auf den Frequenzen von DeTeMobil, D2privat sowie E+. In mehreren Ausbauschritten wurden später 5 und dann 8 Wagen der ICE1 Garnituren entsprechend ausgerüstet sowie um GSM Frequenzen von O2 erweitert. Gleiches passierte mit den ICE Zügen der 2. Und 3. Generation (Zusammenstellung auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Intrain-Repeater)
Aber bis ende 2015 konnte kein Repeater der gesamten ICE Flotte die für den Flächenausbau genutzten LTE 800Mhz Frequenzen oder auch UMTS auf 2100Mhz in das Innere der Wagons leiten. Erst 2016 startete ein Projekt, ca. 70% der ICE Wagen Auszustatten, um eine sinnvolle Smartphonenutzung zu erlauben. Allenfalls in Ballungsgebieten war es bis dahin möglich, im Netz der Telekom relativ ungestört Daten über LTE zu nutzen. Dieses war dem speziellen Umstand geschuldet, das die Telekom hier verstärkt LTE auf 1800Mhz ausgebaut hat, die die Repeater bereits für GSM beherrschten.
Mittlerweile versorgt die Telekom vollständig, Vodafone zum größten Teil und auch das viel gescholtene Telefonica Netz merklich und in zunehmende Maße alle wichtigen ICE Trassen inkl. Tunnels mit LTE.
Doch bis zu heutige Tage ist die Umrüstung der ICE Flotte mit zeitgemäßen Repeatern noch nicht vollständig abgeschlossen. Und auch nach dem Abschluss dieses Umbaus werden mindestens 2 Wagons ohne Repeater bleiben: Die Ruhezone der 2. Klasse sowie das Boardbistro/Restaurant.
IC1 Züge, besonders der Linien 30/31, haben selbst in der ersten Klassen oft keine, oder nur Repeater alter Generationen. Störungen sind zudem auch hier sehr häufig.
Einzig die neuen ICx sowie IC2 Garnituren sind bereits vollständig auf dem aktuellen Stand der Technik; mit Ausnahme der Ruhebereiche.
Abschliessend bleibt zu hoffen, das die Deutsche Bahn es ernst meint, und für soliden Mobilfunkempfang sorgen wird. Doch dazu müssen zu aller erst Repeater oder Spezialscheiben mit geringer Dämpfung in alle Züge des Nah- und Fernverkehres eingebaut werden. Erst dann macht in meinen Augen ein dichter Ausbau an den Bahnstrecken im Sinne von SmallCells überhaupt Sinn.